Hörprobe:

Viele Gäste wünsch ich heut

Beschreibung:

Lutz Görner spricht und singt
GOETHE FÜR ALLE

Beschreibung eines Menschenlebens in Gedichten und Prosastücken

Musik: Martina Mersch (Querflöte), Hans-Erich Schröder (Geige) und Ulrich Türk (Gitarre)

Livemittschnitt vom 23. Januar 1982 im Konzertsaal Weglerstraße in Bonn

Der Tourneestart mit Goethe für alle war ein Desaster. Obwohl Görner bereits seit 7 Jahren als Rezitator in der Bundesrepublik mit Programmen über Heine, Tucholsky und Brecht unterwegs war, blieb sein überwiegend junges und linkes Stammpublikum diesem Programm fern. Goethe war nicht der Held der 68er. Der Rezitator stand vor dem Bankrott. Die ganze Tournee war selbst veranstaltet, die Musiker hatten Verträge und mussten bezahlt werden. Es war zum Verzweifeln, das Programm fand keine Besucher. Übrigens, es war auch das erste Programm, bei dem Lutz Görner zu seiner ihm eigenen Dramaturgie fand. Er verwob die Biografie des Dichters mit dessen Werken. Doch dann passierte etwas, das alles veränderte: Zusammen mit seinem damaligen musikalischer Partner Ulrich Türk durften die beiden das Goethe-Programm in der Fernsehsendung Aspekte vorstellen. Gleich in die nächste Sendung wurde Görner wieder eingeladen, jetzt, um mit Marcel Reich-Ranicki über Goethe zu diskutieren. Anschließend war jede Vorstellung ausverkauft. Die Intendanten der Stadttheater baten nun Görner und seine Mitstreiter zu kommen. Das Goethe-Institut schickte die Künstler rund um die Welt und so wurde dieses Goethe für alle – Programm ein gigantischer „Welt“erfolg. Persönlich kann ich mir nicht vorstellen, dass man nach dem Hören dieser Aufnahme nicht zum Goethe-Fan wird. Man spürt, wie Görner den Zeitgeist traf und dass es höchst unterhaltsam ist, sich mit Goethe zu beschäftigen. Sollten Sie immer noch zweifeln, ob Johann Wolfgang Goethe etwas für Sie ist, dann machen Sie es wie Lutz Görner, vertrauen Sie Heinrich Heine. Bei Heine las Görner nämlich: Die Natur wollte wissen wie sie aussieht und erschuf sich Goethe. Und dieser Satz gab den Ausschlag für dieses Programm und Görners jahrzehntelanger Beschäftigung mit Goethe. Übrigens auch interessant: Mehr als 25 Jahre hat sich Lutz Görner um die Dichterinnen und Dichter Deutschlands bemüht und dieses Kulturerbe zwar unterhaltsam aber niveauvoll einem sehr großen Publikum nähergebracht. Vor einigen Jahren gab es ein Ehepaar, das Lutz Görner für das Bundesverdienstkreuz vorschlug. Aber das Gesuch der beiden wurde vom damaligen Thüringer Ministerpräsidenten Althaus abgelehnt.